Du bringst anderen gerne etwas bei? Du interessierst dich für Didaktik, Methodik und zielführende Kommunikation? Du brennst für deine Schützlinge – Reiter wie Pferde? Dann ist das Modul «Unterrichten» etwas für dich. Es ist eines der zahlreichen Module des einjährigen Lehrgangs zur Spezialistin oder zum Spezialisten der Pferdebranche mit eidgenössischem Fachausweis.
Gastbeitrag des Bildungszentrums Inforama
Je nach Ausrichtung des Betriebs, für den die zukünftigen Pferdespezialisten arbeiten werden, ist das Unterrichten eine der Hauptaufgaben. Die Teilnehmenden des Lehrgangs zur Spezialistin oder zum Spezialisten der Pferdebranche mit Schwerpunkt Klassisches Reiten lernen im Modul Unterrichten, wie sie am besten Einzel- und Gruppenunterricht erteilen – in Theorie und Praxis. Sie werden sich gegenseitig unterrichten, beobachten, Feedback geben und erhalten, neue Inputs abholen, Didaktisches und Methodisches lernen sowie diese neuen Komponenten gleich in der Praxis einsetzen und schauen, wie das beim Reitschüler ankommt. Interessierte Fachleute, die sich speziell für dieses Modul interessieren, können dieses auf Anfrage besuchen. Sie sind nicht gezwungen, den ganzen Lehrgang zur Spezialistin oder zum Spezialisten der Pferdebranche zu absolvieren.
Die Lehrgangsteilnehmenden unterrichten sich gegenseitig und können sich so in Theorie und Praxis weiterentwickeln. | © Desirée Kolb
Bevor die Modulteilnehmenden unterrichten können, werden sie selbst einmal die Schulbank drücken. Sie lernen erst theoretisch und dann auch praktisch didaktische Kompetenzen, die beim Unterrichten wertvoll sind. Ein wichtiges Thema ist die didaktische Sprachführung, ein weiteres die Methodenkompetenz. Hierbei lernen die angehenden Reitlehrerinnen und Reitlehrer, mit welchen Methoden man überhaupt Reitunterricht geben kann. Früher beispielsweise war im traditionellen Reitunterricht vor allem die anweisungsorientierte Methode weitverbreitet. An fünf halben Tagen wird Theorie vermittelt, wobei auch das Planen der Lektionen einen wichtigen Stellenwert einnimmt.
Übung macht den Meister
Theorie ist schön und gut, doch dann geht es ans Anwenden in der Praxis. An weiteren fünf bis sechs Halbtagen heisst es für die Modulbesucher: unterrichten, unterrichten, unterrichten. Vorwiegend unterrichten sie sich gegenseitig, jedoch auch hin und wieder Probanden, also Reitschülerinnen und -schüler, die sie davor nicht kannten. In der praktischen Modulabschlussprüfung werden die Kompetenzen im Gruppen- wie auch im Einzelunterricht in den Disziplinen Dressur und Springen bewertet. Beim Einzelunterricht wird den Prüflingen im Vorfeld ein Thema zugelost, zu welchem sie dann eine Lektion vorbereiten und mit einem weiteren Teilnehmer als Schüler durchführen müssen. Die Prüfungsexperten bewerten diesen Unterricht.
Im Modul «Unterrichten» profitieren die Teilnehmenden vom intensiven Austausch untereinander wie auch mit zahlreichen Spezialisten. | © OdA Pferdeberufe/Saskia Hadorn
Selbstreflexion im Fokus
Die Prüfung zum Gruppenunterricht läuft ein bisschen anders ab, denn die Modulteilnehmenden müssen hier ein Video eines Gruppenunterrichts aufzeichnen und abgeben. Dieses wird dann von den Experten bewertet. «Wir haben mit dieser Art von Prüfung, also einer Videoaufzeichnung eines Gruppenunterrichts, sehr gute Erfahrungen gemacht», erklärt Patrick Rüegg, Dozent und Koordinator der Höheren Berufsbildung Pferde. «Und zwar generieren die Modulabsolventinnen und -absolventen so einen enorm grossen Lernzuwachs. In den meisten Fällen werden sie die Unterrichtssequenz mehrmals vorbereiten und auch aufzeichnen sowie anschliessend analysieren.» Die meisten seien dabei sehr selbstkritisch und streng mit sich selbst. «Und gerade diese Selbstreflexion scheint in der Pferdebranche noch nicht wirklich weit verbreitet zu sein», ergänzt Rüegg. Für Lehrpersonen an Schulen hingegen ist das sogenannte Hospitieren längst bekannt und wird auch regelmässig durchgeführt. «Ich denke, das ist im Modul ‹Unterrichten› definitiv ein Mehrwert, den auch die Leute haben, die nur dieses eine Modul besuchen», so der Koordinator der Höheren Berufsbildung Pferde.
Die komplette Modulabschlussprüfung besteht beim Modul Unterrichten aus einer einstündigen Theorieprüfung, die mit 30% gewichtet wird, und einer zweiteiligen Praxisprüfung, wobei die Prüfung des Einzelunterrichts 40% und das Video des Gruppenunterrichts 30% zählen. Bestanden hat, wer in den praktischen Prüfungen sowie im Gesamtschnitt eine Note von 4.0 erreicht.
Nicole Basieux